Umsetzung der WRRL: Feldbegehung zum Zwischenfruchtanbau mit Bodenprofilansprache in Wiesbaden-Nordenstadt

Am Donnerstag, dem 03. November 2016, fand im Rahmen der Umsetzung der EU-Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) in Kooperation mit den Betrieben Eckard Pflug und Bernd Dreßler, Herrn Johannes Troost von Feldsaaten Freudenberger, dem Zweckverband Wasserversorgung Stadt und Kreis Offenbach (ZWO) und Prof. Dr. Tamas Harrach (ehem. Justus-Liebig-Universität Gießen) ein Feldnachmittag zum Thema Zwischenfruchtanbau statt. Der Zwischenfruchtanbau kann neben der Fixierung von Rest-Stickstoff über die Wintermonate auch der Verbesserung von Bodeneigenschaften dienen. Er wird im Rahmen des Hessischen Programms für Agrarumwelt- und Landschaftspflegemaßnahmen – kurz HALM – gefördert. Auch im Greening kann der Zwischenfruchtanbau zur Erfüllung der ökologischen Vorrangflächen dienen.
Der ZWO setzt im Maßnahmenraum „Main-Taunus“ im Auftrag des RP Darmstadt die Wasserrahmenrichtlinie um. Rebekka Lederer (ZWO) hieß die Teilnehmer willkommen und erläuterte die naturräumliche Einordnung des Standorts. Die Demofläche in Wiesbaden-Nordenstadt befindet sich auf einer flachwelligen Hochebene zwischen Mainniederung und dem höher gelegen Vortaunus, welches sich an das Gebiet des Main-Taunus-Vorlandes gliedert. Die Jahresniederschläge betragen rund 650 mm und die Jahresdurchschnittstemperatur liegt bei günstigen 9,8 °C. Der Standort zeichnet sich durch ertragreiche Kolluvisole, Parabraunerden und Pararendzinen aus eiszeitlich abgelagertem Löß aus.
Auf einem Schlag des Betriebs Pflug wurden den Teilnehmern folgende greeningfähige Zwischenfruchtmischungen vorgestellt: PG FU Hülsenfruchtgemenge, TG 1 Humus, TG 2 Rübenfit, TG 3 Solara, TG 9 Melioration, TG 11 Streufix (alle Feldsaaten Freudenberger) sowie drei Eigenmischungen. Herr Pflug erläuterte die Aussaatbedingungen, die dieses Jahr aufgrund der trockenen Witterung Ende August für den Zwischenfruchtanbau nicht optimal gewesen sei. Insgesamt fielen  nur 65 mm Niederschlag vom Aussaatzeitpunkt Ende August bis Anfang November. Je nach Biomassebildung benötigen Zwischenfrüchte 100 bis 160 mm Niederschlag. Ein Anwalzen nach der Aussaat hätte vermutlich zu einem besseren Bodenschluss und Aufgang der Zwischenfrüchte geführt. Besonders die Leguminosen in den Mischungen konnten sich dieses Jahr nur schwach entwickeln. Trotz einer Andüngung von 30 m3/ha Gärsubstrat blieb das Wachstum hinter den Erwartungen. Unter den schwierigen Voraussetzungen haben sich Phacelia, Ölrettich und Senf noch am besten entwickelt. In Mischungen konnte so ein Totalausfall der Variante abgemildert werden. Johannes Troost (Feldsaaten Freudenberger) erläuterte den Vorfruchtwert der einzelnen Mischungen und gab den Anwesenden Tipps für einen erfolgreichen Zwischenfruchtanbau.  Herr Feisel (ZWO) stellte die einzelnen Varianten vor und gab Hinweise zum Anbau von Leguminosen als Winterzwischenfrüchte. Aufgrund des relativen hohen Wasserbedarfs der Grobleguminosen konnten diese in den Varianten dieses Jahr nicht überzeugen. Unter optimalen Bedingungen sind Leguminosen wertvolle Winterzwischenfrüchte, die auf nitrataustragsgefährdeten Standorten allerdings nur in Mischungen mit Nicht-Leguminosen angebaut werden sollten. Sie besitzen einen hohen Vorfruchtwert, lockern die Fruchtfolge auf und können auch tiefere Bodenschichten erschließen.

Prof. Dr. Harrach (ehem. Justus-Liebig-Universität Gießen) stellte zwei Bodenprofile vor und die positive Wirkung des Zwischenfruchtanbaus für die Regenwurmaktivität und Bildung von Bioporen heraus. Regenwürmer profitieren von organischer Substanz auf der Bodenoberfläche. Sie ziehen diese aktiv von der Bodenoberfläche in tiefere Bodenschichten und helfen die Bodenstruktur zu verbessern. Regenwurmgänge verbessern die Infiltrationsleistung und verringern bei Starkregenereignissen ein Abschwemmen des Bodens.
Auf eine Kalkung solle nicht verzichtet werden. Die Kalkung fördere ein stabiles Bodengefüge und kann einer Verschlämmung entgegenwirken. Die Bildung stabiler Ton-Humuskomplexe mit freiem Kalk erfordere einen pH-Wert von > 7,0. Ein gut abgesetzter Boden mit hohem Anteil an stabilen Bioporen erfülle am besten die geforderten ökologischen Funktionen bei gleichzeitig hoher mechanischer Tragfähigkeit.
Zur Beurteilung der Bodenstruktur helfe die einfache Spatendiagnose sowie die ganzjährige Beobachtung der Pflanzenbestände auf Wachstumsdefizite und auffällig staunasse Bereiche. Typische Merkmale von Schadverdichtung sind fehlende Bioporen sowie eine ungleichmäßige Wurzelverteilung mit Wurzelfilzbildung im Oberboden.
Die beiden vorgestellten Bodenprofile wurden durchgehend durch das Substrat eines reinen Lösses und der geneigten Hanglage geprägt.
Das erste Profil konnte mit einer Entkalkungstiefe von 142 cm als Parabraunerde mit kolluvialer Überdeckung angesprochen werden. Der tiefgründige, schluffreiche Boden verfügt über eine sehr hohe Speicherkapazität für pflanzenverfügbares Wasser (nFK), die mehr als 200 mm beträgt. Tiefreichende Regenwurmgänge und die gute Durchwurzelung des schluffreichen Bodens führen zu einer schnellen Infiltration und einer hohen Menge an pflanzenverfügbarem Wasser im Boden.
Das zweite Profil konnte als erodierte Parabraunerde angesprochen werden. Trotz geringer Hangneigung  ist das Bodenprofil an dieser Stelle infolge der Bodenerosion um etwa 60 – 80 cm verkürzt worden. Unterhalb der tonreichen Ackerkrume findet sich nur noch ein geringmächtiger Rest des Tonanreicherungshorizontes und ab 40 cm Tiefe folgt bereits der kalkhaltige Löß, der C-Horizont.

Anschaulich wurden die Verlagerungsprozesse, das Bodenleben und die Durchwurzelungsleistung der Kulturen anhand von Bodenprofilen durch Prof. Harrach erläutert